The Good, the Bad and the Boring: Die Tops und Flops des Lesejahrs 2019

Aloha, Freunde der Fiktion! Eine weitere Runde um die Sonne ist fast geschafft. Das Jahr – nein, das Jahrzehnt! – neigt sich dem Ende zu. Da wird es allerhöchste Zeit für die jährliche Begutachtung des Stapels der gelesenen Bücher und die dazugehörige Retrospektive. Welche Bücher waren großartig, welche sterbenslangweilig, welche hätte ich gern aus dem Fenster geworfen? Fragen, die dieser Artikel beantworten wird.

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Ich bin in diesem Jahr weniger häufig zum Lesen gekommen, als mir lieb ist. Das Privatleben hielt mich auf Zack. Es gab Hochzeiten (nicht meine), Junggesellinnenabschiede, runde Geburtstage und andere Dinge, die Anlass zum Feiern bieten. Das ist natürlich wunderschön, aber ich muss sagen, dass der Mangel an menschenlosen Wochenenden einer introvertierten Seele wie mir ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen kann – besonders wenn man nebenbei noch arbeiten muss und zusätzlich versucht, regelmäßig Artikel für einen Blog zu schreiben. Trotzdem liegen 54 Bücher auf dem Stapel der gelesenen Bücher. Das hört sich nicht besonders wenig an, aber die Art der Bücher ist anders als in den Vorjahren. Ich habe in diesem Jahr zum Beispiel begonnen, vermehrt Graphic Novels und Comics zu lesen. Es fiel meinem Hirn offenbar leichter zu lesen, wenn es die dazugehörigen Bilder nicht selbst entwerfen musste. Kurzgeschichten waren zwecks mangelnder Konzentration ebenfalls eine meiner Lieblingslektüren. Außerdem habe ich in diesem Jahr mehr Sherlock Holmes Bücher gelesen als jemals zuvor. Denn das Lesen von Geschichten mit Figuren, die ich kenne und liebe, entspannt mich und es gibt mir das Gefühl, zu Hause zu sein. Bis vor ein paar Jahren habe ich mich jedes Mal, wenn ich gestresst, erschöpft, aufgeregt oder in irgendeiner Weise niedergeschlagen war, vertrauensvoll an Harry Potter gewandt. Jetzt heißt das Heilmittel „Holmes und Watson“. Die Zeiten ändern sich offenbar.

Aber genug der Vorrede. Es geht los mit den Tops und Flops des Lesejahres 2019. Wo sollen wir beginnen? Bei den Guten oder bei den Schlechten? Besser bei den Schlechten, oder? Dann können wir das Jahr mit etwas Schönem abschließen.
Vorab noch ein Hinweis: Ich bin leider keiner von den Bloggern, die euch nur die heißesten und neuesten Bücher vorstellen. Daher ist hier Aktuelles, etwas in die Jahre Gekommenes und Klassisches zu finden. Auch genre-mäßig gibt es keine Einschränkungen: Von Krimi, über Contemporary und Graphic Novel bis zum Fantasy-Roman ist alles mit dabei. Auf geht’s!

Top of the Flops

Ich kenne meinen Geschmack mittlerweile ziemlich gut und liege bei der Buchauswahl nur selten daneben. Trotzdem kommt es natürlich vereinzelt mal vor. Hier sind die Bücher, mit denen ich 2019 besonders tief ins Klo gegriffen habe:

Die 90er waren ein schreckliches Jahrzehnt

In diesem Jahr bin ich in die Welt des Marvel Superhelden Doctor Strange eingetaucht. Um mir einen Überblick zu verschaffen, habe ich die Doctor Strange Epic Collections gelesen – Sammlungen von Doctor Strange Comics, die im Großen und Ganzen eine schöne Übersicht über seine Superhelden-Laufbahn ermöglichen. Der dritte Band, Afterlife, war allerdings ein ziemlicher Flop. Er beinhaltet unter anderem Comics aus den Neunzigern – und das war offenbar storytechnisch und optisch eine schreckliche Zeit für den „Sorcerer Supreme. Wie so viele andere Menschen hat Doctor Strange in den 90er Jahren einige wirklich schlechte Modeentscheidungen getroffen. Statt seines stylischen Umhangs, dem Cloak of Levitation, trägt er hier zum Beispiel den Overcoat of Levitation (ernsthaft?), eine Sonnenbrille und eine ziemlich wilde Frisur. Er sieht die meiste Zeit über extrem lächerlich aus. Außerdem ist die Sammlung einfach schlecht zusammengesetzt. Manchmal hatte ich keine Ahnung, was los war, denn man wird mitten in eine Geschichte geworfen, ohne dass erklärt wird, was vorher passiert ist. Wäre ich selbst eine Comicfigur, hätte über meinem Kopf eine riesige Gedankenblase geschwebt, in der „HÄÄ?“ gestanden hätte. Woher zum Beispiel die schwangere Frau kam, die Strange in seinem Keller festhielt (übrigens: WTF?), bleibt mir ein Rätsel. Die Sammlung ist eine einzige, magische Katastrophe.

Wanted: Neue Ideen

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In Seth Frieds Roman The Municipalists (Der Metropolist) geht es um einen neurotischen Bürokraten, der die strahlende Stadt der Zukunft, Metropolis, retten muss. Dabei steht ihm die rauchende, saufende, naseweise künstliche Intelligenz OWEN zur Seite.
Das Buch war ein Coverkauf, aber ich hatte große Hoffnungen, dass auch der Inhalt überzeugen würde. Ich wollte diesen Roman wirklich mögen…aber es hat halt einfach nicht geklappt. Die Geschichte war ziemlich zäh und ich musste mich durch die Seiten schleppen. Jedes Mal, wenn das Buch ein wenig interessant wurde, wird das Tempo durch langatmige Beschreibungen von Gebäuden, Straßen, Bahnsystemen und Modelleisenbahnen auf Schrittgeschwindigkeit reduziert. Außerdem ist das Buch vollgestopft mit Dingen, die man schon hundertmal gesehen hat und die mich langsam wirklich zu Tode langweilen: Die künstliche Intelligenz, die menschliches Verhalten mit urkomischen Ergebnissen imitiert, das nerdige Waisenkind, das zum Helden wird, und die Schurken, die im Grunde für das Richtige kämpfen, aber moralisch inakzeptable Methoden anwenden. Nichts an diesem Buch fühlt sich originell an. Wenn es nicht so viel Humor und so viele Gags gegeben hätte (die betrunkene KI war mein Favorit), hätte ich es nicht zu Ende gelesen. Also alles in allem: Nette Witze, lahme Story.

Mörderische Schläfrigkeit

Ich bin ein großer Freund des Cozy Crime Genres. Es ist einfach herrlich, mich mit einem guten alten Whodunit-Krimi im Lesesessel einzunisten und mitzuraten. Was ich weniger gut finde, ist, wenn man dem Mörder so einfach auf die Spur kommt wie in Carolyn Wells‘ Roman Murder in the Bookshop.
Dabei schien anfangs alles perfekt: Tolle Kulisse (gibt es eine bessere als einen Buchladen?), flüssiger Schreibstil und alles andere, was man für einen gemütlichen kleinen Mordfall braucht. Aber von da an ging alles bergab. Ich wusste ungefähr ab der Hälfte des Buches sicher, wer der Mörder war und wenn ihr schon ein paar Krimis gelesen habt, dann hättet ihr auch keine Probleme, den Täter ausfindig zu machen. Die lahme Handlung wird nur noch von dem noch lahmeren Detektiv übertroffen, der nicht einmal das geringste bisschen Charisma oder Einfallsreichtum zeigt. Das Buch ist langweilig. So unfassbar langweilig!

Aber die gute Nachricht? Die Flops sind jetzt abgehakt und wir können uns nun schöneren Dingen widmen. Wir schreiten mit großen Schritten auf die Highlights zu. Bevor wir das tun, gibt es aber noch ein paar Bücher, die mich zwar nicht vollkommen überzeugt, aber trotzdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Bücher, die mir einen Ohrwurm verpasst haben

Kennt ihr das, wenn Szenen aus Büchern euch plötzlich wie aus heiterem Himmel wieder in den Sinn kommen und euch dann den ganzen Tag im Kopf umherschwirren? Wie ein Ohrwurm – nur halt mit Literatur? So geht es mir mit Abschnitten aus diesen Büchern.

Eine eindringliche Warnung

John Lanchesters The Wall (Die Mauer) sprang mir ins Auge, als ich durch die Longlist des Man Booker Prize scrollte. In diesem dystopischen Roman ist der Meeresspiegel so weit angestiegen, dass viele Gebiete der Erde unbewohnbar sind. Millionen von Flüchtlingen leben in Booten auf dem Ozean und versuchen, das Land zu erreichen. Die Geschichte wird von einem jungen Soldaten erzählt, der keine andere Wahl hat, als sein Land vor den „Anderen“ zu schützen, da er ansonsten selbst auf den Ozean verbannt wird.
Das Buch hat mich in der ersten Hälfte total mitgerissen, nur um mich in der zweiten vollkommen zu enttäuschen. Aber vieles aus dem ersten Teil blieb hängen, insbesondere was die Beziehung der jungen Protagonisten zu ihren Eltern betrifft. Sie, die all das hätten verhindern können, blieben untätig. Das Ergebnis ist nicht nur eine zerstörte Welt, sondern ein unüberbrückbarer Riss zwischen ihnen und ihren Kindern, die nun mit den Konsequenzen der Untätigkeit leben müssen. Diese Betrachtung von Generationenschuld war sehr eindringlich und ich denke immer daran, wenn die Debatte um den Klimawandel, CO2-Steuer und Fridays for Future wieder aufflammt.

The Brexit Horror Picture Show

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Brexit war eines der großen Themen in diesem Jahr. Es war beinahe wie eine Soap, die man aus der Sofaperspektive mit Popcorn halb belustigt, halb fassungslos beäugte. Die traurige Wahrheit ist jedoch, dass eigentlich nichts am Brexit zum Lachen ist. Der knappe und desaströse Ausgang des Referendums und alles, was danach geschah, ist das Resultat eines Königreichs, das unüberbrückbar zerstritten und geteilt ist. Im State-of-the-Nation-Roman Middle England beleuchtet Jonathan Coe dieses zerrüttete Land. Recht eindeutig ist dies ein Anti-Brexit Roman, es fehlt ein wirklicher Diskurs. Aber nichtsdestotrotz gelingt es Coe mit seinen Charakteren, ihrem Schmerz und ihren Konflikten die Stimmung im Land einzufangen. Der Roman ist unglaublich menschlich und glänzt mit Dialogen, wie man sie vielleicht selbst führen würde. Immer wieder kommen mir Szenen aus diesem Buch in den Kopf: Von Panikattacken, die von Nachrichtensendungen ausgelöst werden, von Ausländern, die auf der Straße angespuckt werden, oder auch einfach großartig malerische Bilder von zwei Geschwistern, die die Asche ihrer Eltern verstreuen. Coe kann schreiben, keine Frage. Mehr dazu gibt es hier: Jonathan Coe: Middle England – Menschsein im Brexit-Land

Wie kann man nur so schön sein?

Eines der Bücher, das mir besonders viele von den eben erwähnten Ohrwürmen beschert hat, war Mariana Lekys Roman Was man von hier aus sehen kann. Großartige Szenen, aber auch kleine Sätze wie: “Wie kann man nur so schön sein?“ kommen mir immer wieder in den Sinn. Der Roman erzählt von einer Dorfgemeinschaft, die jedes Mal in Aufruhr gerät, wenn Selma von einem Okapi träumt. Nicht grundlos, will man meinen, denn kurz darauf wird einer von ihnen sterben. Auch wenn ich fand, dass die Liebesgeschichte, die irgendwann in diesem Buch auftaucht, irgendwie unnötig war, hat dieses Buch eine ganze Menge Emotionen in mir ausgelöst. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Das Buch ist so einfühlsam, traurig, witzig und so nah am Leben, dass es einen einfach mitreißen muss. Also, falls ihr irgendwo in Berlin eine Frau im Friseursalon mit diesem Buch vor der Nase habt sitzen sehen, die erst vor sich hin gekichert und dann angefangen hat zu heulen: das war ich. Sorry! (Aber ich gebe Mariana Leky die Schuld.)

Simply the Best: 5-Sterne-Bücher

Tja, wie soll man eigentlich bei all den guten Büchern entscheiden, welche wirklich die besten waren? Nun, ich mache es mir einfach und werfe einen Blick auf mein virtuelles Bücherregal bei Goodreads. Da brauche ich nur nach den Büchern zu suchen, die ich mit 5 Sternen bewertet habe und voila! Ich schmeiße nicht unbedingt mit der Top Punktzahl um mich – meine durchschnittliche Bewertung beträgt 3,64. In diesem Jahr flogen jedoch sechs Büchern die 5 Sterne zu – es war also ein ziemlich gutes Lesejahr.

By the pricking of my thumb…

Something Wicked This Way Comes! Ray Bradburys Roman war das perfekte Buch für die Herbst- und Halloweenzeit. Es ist ein so großartiger Horrorroman, der weit entfernt ist von all dem Blutvergießen, das man dem Genre dieser Tage zurechnet. Subtiler Horror, bildhafte, beinahe poetische, Sprache und eine unglaubliche Atmosphäre machen die Erzählung rund um den mysteriösen Jahrmarkt Cooger and Dark zu einem außergewöhnlichen Roman, der mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Mehr dazu habe ich hier geschrieben: Buch-Tipp zu Halloween: Something Wicked This Way Comes

Wer braucht schon Schlaf, wenn man großartige Bücher haben kann?

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Ich habe ja eingangs erwähnt, dass ich in diesem Jahr öfter Probleme hatte, mich auf Geschichten zu konzentrieren. Aber If We Were Villains (Das verborgene Spiel) von M.L. Rio gelang es mühelos, meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Das Buch erzählt von einer Gruppe von Schauspielstudenten und -studentinnen, die an einer Eliteschule die Werke Shakespearses studieren. Abseits der Bühne spielen sie beinahe dieselben Rollen wie bei einer Aufführung: Held, Bösewicht, Tyrann, Verführer, Mitläufer, Statist. Doch als die Besetzungen für die diesjährigen Aufführungen der Shakespeare Stücke wechseln und die Nebendarsteller plötzlich die Hauptrollen an sich reißen, verschwimmen Spiel und Realität immer mehr. Bis schließlich einer der Freunde tot aufgefunden wird. Die anderen stehen vor ihrer bisher größten schauspielerischen Herausforderung: die Polizei und sich selbst von ihrer Schuldlosigkeit zu überzeugen. If We Were Villians ist eine Geschichte über Liebe, Lust, Loyalität, Verrat, Intrigen und Betrug – also all das, was man in einer Shakespeare Tragödie erwarten würde. Unglaublich spannend erzählt und den Leser immer zweifeln lassend, wer hier eigentlich welche Rolle einnimmt, entfaltet der Roman einen Sog, der mich nicht mehr losließ. Es ist eines dieser Bücher, die ich weit über meine eigentliche Schlafenszeit hinaus gelesen habe und bei denen der erste Gedanke nach dem Aufwachen „Ich will weiterlesen!“ war. Ich liebe es, wenn Bücher das tun!

Hamlet – aber in cool

Wo wir schon bei Shakespeare sind: Ich habe in diesem Jahr Hamlet gelesen – in zwei verschiedenen Ausführungen. Über meine Leseerfahrungen des Originaltextes berichtete ich HIER. Es fiel mir schwer, bei dem Skript eines Theaterstücks wirklich in Stimmung zu kommen, weil ein solcher Text eben dazu geschrieben ist, dass Schauspieler und Bühnenbild uns mit den nötigen Bildern versorgen. Ich denke, das ist auch der Grund dafür, dass es mich in der Schule immer so gelangweilt hat, wenn wir irgendwelche Stücke besprachen. Hätte es zu meiner Schulzeit aber so etwas wie die Graphic Novels der No Fear Shakespeare Reihe gegeben, hätte das sicherlich anders ausgesehen. No Fear Shakespeare ist ein Projekt, das jungen Lesern die Werke Shakespeares durch eine Übersetzung ins moderne Englisch attraktiver und zugänglicher machen möchte. Die dazugehörige Graphic Novel Reihe unterstützt das Ganze noch optisch. Und ich muss sagen: Im Falle von Hamlet ist das Ergebnis brillant! Die Sprache ist leicht zu verstehen, ohne stumpf zu wirken und das Schwarz-Weiß Artwork ist wunderschön und einprägsam. Cooler geht Hamlet kaum!

The game’s afoot (again)

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Ich hatte irgendwie die Sorge, dass ich nach den #bakerstreetblogs ein wenig die Lust an Sherlock Holmes verlieren würde. Manchmal ist das ja so: Man beschäftigt sich lange und eindringlich mit einem Thema und redet so viel darüber, dass man danach einfach keine Lust hat, jemals wieder einen Blick darauf zu werfen. Glücklicherweise ist das nicht passiert. Das Gegenteil war der Fall und so packte mich im Juni eine Sehnsucht nach den Sherlock Holmes Originalen. Also schnappte ich mir den ersten Sammelband, The Adventures of Sherlock Holmes, und ging mit Holmes und Watson auf Abenteuerjagd. Diese Sammlung enthält einige meiner Lieblings-Sherlock-Holmes-Geschichten, wie die ‚Red Headed League‘ und ‚The Blue Carbuncle‘, und sie beginnt mit einer der ikonischsten Zeilen aus dem Holmes-Kanon: „To Sherlock Holmes she is always the woman“. Was kann ich euch sagen, Leute? Ich liebe diese Storys bei jedem Lesen ein bisschen mehr! Es geht doch nichts über das Original!

Wobei ich da vorsichtig sein muss, denn einige Sherlock Holmes Pastiches sind ganz nah dran. So wie unser nächster 5 Sterne Kandidat:

Holmes, wie man ihn noch nie gesehen hat

Ich habe ja im #bakerstreetblogs Weihnachtsspecial schon von The Adventure of the Peculiar Protocols (und anderen großartigen Holmes Pastiches) berichtet. Aber wenn hier alle 5 Sterne Bücher aufgeführt werden, kann ich ja die Gelegenheit nutzen, um noch einmal zu schwärmen. Was Holmes Pastiches angeht, ist Autor Nicholas Meyer einer meiner unangefochtenen Favoriten. Deshalb fieberte ich seinem ersten Sherlock Holmes Pastiche nach über 20 Jahren entgegen wie ein Kind den Sommerferien. Ich hatte einen guten Pastiche erwartet und auch einen bekommen. Was ich aber nicht erwartet hatte war, dass dieser Pastiche ein Sherlock Holmes Abenteuer mit so aktuellen Themen wie Fake News und schrecklichen historischen Ereignissen wie den Judenpogromen in Russland verbindet – und das mit einer Eindringlichkeit, die mich ziemlich umgehauen hat. Mehr dazu könnt ihr hier lesen: Das #bakerstreetblogs Weihnachtspecial: Lesetipps und Geschenkideen für Sherlock Holmes Fans

Lebensweisheiten von Neil Gaiman

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Eines der ersten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, war Art Matters von Neil Gaiman – und ich habe es danach regelmäßig wieder aufgeschlagen. Es ist eine Sammlung von illustrierten Texten über das Recht auf freie Rede, über die Relevanz von Fiktion und Bibliotheken, über Kunst und warum es wichtig ist, sie zu kreieren, über Träume, an die man immer glauben sollte und über den Wert von Fehlern. Es ist ein bemerkenswertes kleines Buch. Mit seinen 100 Seiten hat es mich zum Weinen, Lächeln und Nachdenken gebracht. Wunderschön illustriert von Chris Riddell und gefüllt mit den Worten von einem der großartigsten Geschichtenerzähler unserer Zeit, liefert es exzellente Lebensratschläge – nicht nur für Künstler, sondern für jeden.

„Make interesting, amazing, glorious, fantastic mistakes. Break rules. Leave the world more interesting for you being here.“


Mit diesem schönen Schlusswort geht der Leserückblick für dieses Jahr zu Ende. Habt ihr 2019 ein paar gute Bücher gelesen, die ich mir fürs nächste Jahr auf die Leseliste setzen kann? Dann immer her damit! Bis dahin: Rutscht gut und sicher rüber ins neue Jahr! Wir sehen uns dann im nächsten Jahrzehnt hier auf Fiktion fetzt wieder, wenn ihr mögt. See you on the other side!

There are 19 comments

  1. Nadine

    Eine schöne Zusammenstellung und ich finde „menschenlose Wochenenden“ auch reizvoller 🙂 Jedenfalls ist das Zitat von Neil Gaiman wunderschön!
    Ich fand Lord Westerhams Töchter von Rhys Bowen gut, Fotografieren für Instagram von Leely Cyd und Sommerflammen von Nora Roberts. Ich habe 16 Bücher dieses Jahr gelesen, das ist für mich so viel wie in den letzten 5 Jahren nicht. Aber nur diese drei fand ich wirklich gut, über die Hälfte war so lala und ein paar handvoll waren wie immer eine voll Katastrophe.

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    1. Karo

      Danke Dir, Nadine! Ich werd‘ mal einen Blick auf deine Tipps werfen. Fotografieren für Instagram macht mich ziemlich neugierig. Ich hab immer das Gefühl, dass ich da noch Nachholbedarf habe, wenn ich sehe, was andere Buchblogger da so zaubern 🙂

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  2. nina. aka wippsteerts

    Danke Dir für die Zusammenfassung. Ich finde es auch immer schwieriger, nach Arbeit oder Stress länger und vor allen Dingen konzentriert zu lesen. Daher gibt es auf meinem Nachtisch auch eher leichte Lektüre. Sehr gern habe ich die Neuübersetzung von Rex Songs Nero Wolf gelesen. Obwohl ich die Krimis schon kannte, lohnt sich die Neuübersetzung sehr. Und Klett Cotta hat auch noch sehr schöne Bücher daraus gemacht!
    Dein Tipp der englischen Reihe um Warlock Holmes hat mir auch sehr gefallen.
    Und die alten Dick Francis Krimis habe ich wiederentdeckt.
    Wie du siehst, ich bin auch sehr gern in der Backlist unterwegs, von so vielen Neuerscheinungen manchmal fast erschlagen. Und gerade abends mag ich einen guten, altmodischen Krimi. ( Ich freu mich übrigens schon wahnsinnig auf *Knives out* in den Kinos)
    Dann wünsche ich Dir einen guten Jahreswechsel! Und auf viele schöne neue Beiträge nächstes Jahr ( ganz egoistisch)
    Liebe Grüsse
    Nina

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    1. Karo

      Ah ja, Rex Stout – der steht schon ewig auf meiner Liste. Sollte ich jetzt mal wirklich angehen. Danke für die Erinnerung 🙂
      Auf Knives Out freue ich mich auch total! Ich sehe ihn mir morgen an. Richtig cool, dass mal wieder ein Whodunit ins Kino kommt – ich bin sehr gespannt! Hast du ihn unterdessen schon gesehen?

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      1. nina. aka wippsteerts

        Ja, habe ich und er ist klasse! Und lass Dich ganz viel überraschen!
        Ich mag Rex Stout sehr gern, kauf Dir nur bitte nicht so eine alte Ausgabe aus der roten Reihe, die Neuübersetzung ist so viel besser (und schöner).
        Liebe Grüsse noch mal
        Nina

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      2. Karo

        Haaa, Knives Out, war wirklich ein großer Krimi-Spaß! Tolle Irreführungen und coole Charaktere. Ich hoffe, es gibt zukünftig mehr Krimi-Filme wie diesen.

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  3. ainu89

    Wirklich sehr schöner Beitrag…das Buch von Gaiman ist gleich mal auf meine Liste gewandert. Wenn du übrigens auf etwas andere Krimis stehst, kann ich dir nur wärmstens Johan Theorin ans Herz legen (ist zwar nicht mehr brandaktuell aber auf jeden Fall sehr lesenswert). Besonders gut haben mir die Bücher „Öland“ und „Blutstein“ von ihm gefallen.
    Unter den Graphic Novels fand ich „Pjöngjang“ von Guy Delisle ganz stark – ein in Bilder geschilderter Reise-/Erfahrungsbericht.
    Und ziemlich gegen Ende des Jahres hab ich dann noch eine kleine Perle für mich entdeckt: „Die Ladenhüterin“ von Sayaka Murata. Ein wunderbare Geschichte darüber wie befreiend es sein kann, wenn man die gesellschaftlichen Konventionen einfach mal links liegen lässt und auf sein Herz hört.
    So, jetzt hab ich dich aber genug zugetextet mit meinen Empfehlungen 😉. Auf meinem Blog erscheint in den nächsten Tagen eh auch noch ein Rückblick auf mein Lesejahr…vielleicht hast du ja Lust da dann vorbei zu schauen😉

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  4. ainu89

    Noch eine kleine Frage, ich suche schon länger nach einer Plattform wo ich quasi meine Bücher „archivieren“ kann, also sowas wie Letterboxd für Film ist, nur halt für meine Bücher…kannst du Goodreads da empfehlen? Muss man dort eher aktiv sein, oder kann man die Seite auch gut einfach als virtuelles Bücherregal nutzen, wo man seine Sammlung pflegt, sich merken kann, was man noch lesen will und vielleicht ein paar kurze Sätze zum jeweiligen Buch schreiben kann?

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    1. Karo

      Hmmm, mit Letterbox hab ich zwar keine Erfahrungen, aber ich bin mit Goodreads sehr zufrieden. Ich nutze es weniger als Social Network, als als virtuellen Bücherordner. Man kann super easy markieren, was man lesen will, gelesen hat, oder gerade liest. Wenn man fertig mit dem Lesen ist, kann man dann eine Rezension schreiben und Sterne verteilen. Besonders gut finde ich außerdem, dass man sich eigene „Regale“ anlegen kann. Ich hab zum Beispiel ein Sherlock Holmes Regal, wo ich dann mit einem Klick alle Bücher finde, die ich dazu gelesen habe. Du merkst, ich bin ein großer Goodreads Fan 😀 Was man aber wissen muss: Goodreads gehört zu Amazon. Die Datenkrake ist also kräftig am sammeln.

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      1. ainu89

        Ah, danke für deine ausführliche Antwort…ich hatte mich nämlich so ein wenig im INternet darüber erkundigt und da schreiben die meisten eben vor allem über die Gruppen, denen man beitreten kann und wie toll es doch ist, um neue Literatur zu entdecken, und ich möchte aber eher so ein bisschen meine Bücher ordnen, mir Wunschlisten erstellen und vielleicht das ganze dann auch auf WordPress einbinden. Insofern hat mir deine Antwort sehr weitergeholfen und ich werd mich demnächst wohl auch dort anmelden 😉

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    1. Karo

      😀 Ja, das war wirklich großartig! Hach, es waren so viele tolle Sachen in diesem Buch. Ich fand es auch so bewegend, dass Selma Luise nach der Beerdigung die ganze Zeit getragen hat. Schluchz!

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  5. Booknapping

    Großartig, Karo 😀 Ich liebe deinen Style, der mich zum Lachen bringt. Was du über Doctor Strange sagst – XD Ich habe selbst zwar Comics mit dem Doc hier, aber noch keine gelesen. Werde auf den Overcoat achten und an dich dabei denken, wenn ich sie lese 😀
    Dann „Der Metropolist“ – uh, das war auch wahrlich nicht mein Favorit. Was ich sehr interessant finde, ist, dass ich eigentlich nur Männer positiv über dieses Buch habe sprechen hören … Hm, was sagt uns das?
    Den Roman von Rio werde ich mir merken! Und „Art Matters“ liegt schon ewig in meiner Wunschliste rum. Sollte ich wohl endlich mal kaufen.
    Liebe Grüße
    Sandra

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