Von blöd bis bombastisch: Mein Ranking der „Bester Film“ Oscar Kandidaten

Oscar Rangliste

Es ist wieder so weit: In der Nacht zum Montag werden die Academy Awards – aka die Oscars – verliehen. Während sich im Dolby Theatre in Hollywood das Who is Who der Filmwelt versammelt, starren Filmliebhaber:innen auf der ganzen Welt gebannt auf die Bildschirme. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, muss man dafür dank Zeitverschiebung eine schlaflose Nacht einlegen, wenn man live dabei sein möchte. Aber mein Schlafrythmus kommt ohnehin dem einer Eule gleich, daher ist nachts wach sein für mich kein großes Problem – Oscars schauen ist eine kleine Tradition geworden. Seit es Twitter gibt, macht das Ganze gleich noch 10 mal mehr Spaß. Natürlich ist die Oscarverleihung eine extrem edle und ernstzunehmende Veranstaltung, aber manchmal ist es auch ein bisschen, wie einer herrlichen Trash TV Show zu folgen. Das fängt bei der Vorberichterstattung auf ProSieben an, bei der wir Steven Gätjen dabei zusehen, wie er versucht, A-List Schauspieler:innen zu einem Interview am roten Teppich zu bewegen, um sie dann zu fragen, ob sie Deutsch sprechen können. Und dann ist da noch die eigentliche Verleihung, die manchmal eine gute Show ist, manchmal nicht. Aber es ist immer Platz für Absurditäten und Verwirrung. Wer erinnert sich nicht an den Lala-Land-Moonlight Vorfall oder daran, wie John Travolta Idina Menzel mit den Worten „The wickedly talented, one and only, Adele Dazeem“ ankündigte.

Natürlich lässt es sich bei den Oscars am besten Mitfiebern (und wachbleiben), wenn man möglichst viele der nominierten Filme gesehen hat – und noch mehr, wenn man einen klaren Favoriten hat, für den man die Daumen drückt.
Einen Favoriten habe ich auf jeden Fall und ich habe auch versucht, alle neun nominierten Filme in der Kategorie Bester Film zu schauen. Aber ich habe nur acht davon geschafft. Der Film, den ich ausgelassen habe, ist Ford v Ferrari (Le Mans 66). Es mag sein, dass dies ein guter Film ist – auch wenn ich nicht denke, dass er irgendwelche Oscars gewinnen wird. Aber mein Interesse am Rennsport strebt gegen Null. Außerdem hatte ich einfach keine Lust auf eine weitere testosterongeladene Story über Dudes, die den männlichsten aller Tätigkeiten nachgehen: Autos bauen und Autorennen fahren. Brumm, brumm!

Aber die restlichen acht Filme habe ich gesehen und weil das Internet absolut auf Content in Form von Listen und Rankings abfährt, habe ich die gesehenen Filme in der Kategorie Bester Film mal in einer persönlichen Rangliste angeordnet. Außerdem gebe ich einen Tipp ab, welche Oscars der jeweilige Film sonst noch so bekommen wird. (Damit ihr hinterher sagen könnt: Haha, Karo, du lagst voll daneben – oder eben das Gegenteil.) Zu sagen wäre dabei vorab vielleicht noch: Ich bin kein Filmwissenschaftler. Wenn es so etwas wie eine objektive Betrachtung von Filmen, oder von Kunst generell, überhaupt gibt, darf man es hier nicht erwarten. Dies ist ein Beitrag voller Subjektivität. Hier ist also meine absolut subjektive Rangliste der Nominierten in der Kategorie Best Picture – in aufsteigender Reihenfolge, von blöd nach bombastisch:

– 8 –

The Irishman

Regie: Martin Scorsese

Ich war eben nicht ganz ehrlich zu euch. Ich habe nicht 8 ganze Filme gesehen, sondern nur 7,5. Ja, ich gebe es zu: The Irishman habe ich nicht zu Ende geguckt. Aber ich bitte euch… der Film ist 3,5 h lang und dabei so langweilig, dass ich nur mit Mühe die Augen offenhalten konnte. Daher habe ich nach zwei Stunden beschlossen, dass das Leben zu kurz ist, um noch 1,5 h weitere Stunden mit diesem Film zu verschwenden. Es wundert mich überhaupt kein bisschen, dass keines der großen Hollywood Studios Scorseses Film produzieren wollte, bis Netflix schließlich doch mit ein paar Millionen in die Bresche sprang. Dass es Netflix war, ist ein Glück für all diejenigen, die vom Film zu Tode gelangweilt waren und dann immerhin dadurch getröstet wurden, dass sie kein Geld für einen Kinobesuch ausgegeben haben. Alles in diesem Film scheint an den Ruhm der längst vergangenen, guten Zeiten der Mafia-Filme anknüpfen zu wollen, aber es nicht zu schaffen. Angefangen bei Scorsese, der mit einem unglaublichen Selbstvertrauen hier die zäheste und schwerfälligste Story überhaupt erzählt, bis hin zu den über 70-jährigen Darstellern, bei denen auch das ausgefeilteste Visual Effect Face Lifting nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass sie nicht mehr hart und fit, sondern alte Männer sind. (Achtet mal darauf, falls ihr euch den Film anguckt: In den Szenen, in denen es etwas körperlicher wird, ist De Niros Gesicht zwar jung, aber seine Bewegungen und Körperhaltung sind die eines alten Mannes.)

Nominiert für 10 Oscars: Bester Film, Bester Nebendarsteller (Al Pacino), Bester Nebendarsteller (Joe Pesci), Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Beste visuelle Effekte, Bestes Kostümdesign, Bestes Szenenbild, Bester Schnitt

Meine Gewinn-Prognose: 1 Oscar. Ich tippe darauf, dass die, zugegebenermaßen sehr natürlich wirkenden, Facelifts der Darsteller dem Film einen Oscar in der Kategorie Beste visuelle Effekte bescheren werden – damit Scorseses Film nicht leer ausgeht.

-7 –

Marriage Story

Regie: Noah Baumbach

Vielleicht mag es eine Überraschung sein, dass dieser hochgelobte Film so weit unten auf meiner Liste erscheint. Aber das Drama über die Geschichte einer gescheiterten Ehe konnte mich einfach nicht überzeugen. Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich nicht nachvollziehen, woher der Hype kommt. Klar, die Performances von Scarlett Johansson, Adam Driver und Laura Dern waren stark, aber die Story konnte mich an keiner Stelle des Films wirklich in ihren Bann ziehen. Auch die Umsetzung erschien mir wenig originell. Mir fehlte Spannung und mir fehlte Gefühl – es wirkte alles irgendwie banal. Und nein, ich habe kein Herz aus Stein – mich bringt auch die Merci Werbung zum Heulen – aber dieser Film und seine Konflikte haben mich nur müde mit den Schultern zucken lassen.

Nominiert für 6 Oscars: Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Adam Driver), Beste Hauptdarstellerin (Scarlett Johansson), Beste Nebendarstellerin (Laura Dern), Beste Filmmusik, Bestes Originaldrehbuch

Meine Gewinn-Prognose: 1 Oscar. Laura Dern gilt zu Recht als sichere Favoriten für die beste Nebendarstellerin. Ihre Darstellung der mal knallharten, mal warmherzigen Anwältin war sehr überzeugend. Drivers und Johanssons Performances waren ebenfalls stark, aber gegen die Favoriten in ihren jeweiligen Kategorien – Joaquin Phoenix und Renée Zellweger – haben sie keine großen Gewinnchancen.

– 6 –

Joker

Regie: Todd Phillips

Joker ist vermutlich das am meisten polarisierende Werk unter den Nominierten in der Kategorie Bester Film. Die einen halten ihn für ein Meisterwerk, die anderen kritisieren die Gewalt und die stereotype Darstellung psychischer Erkrankungen. Ich persönlich habe die Vermutung, dass all die Diskussionen und Aufschreie, die der Film heraufbeschworen hat, kalkuliert waren. Der Film wollte provozieren und für Krawall sorgen – so wie es die Figur des Jokers ja normalerweise tut. Aber Diskussionen hin oder her: Joker war für mich ein ziemlich intensives Kinoerlebnis. Ich saß wie gebannt im Kinositz. Die Atmosphäre in diesem Film war durchweg so bedrückend, dass mir die Nackenhaare zu Berge standen. Und dann, ja dann, ist da noch Joaquin Phoenix, der den Film mit seiner unfassbar intensiven Performance in einen absoluten Grusel-Mindfuck verwandelt. Es ist diese schauspielerische Höchstleistung, die den Film stark macht. Zöge man sie ab, bliebe ein recht durchschnittliches Ergebnis mit grandioser Musik zurück.

Nominiert für 11 Oscars: Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Joaquin Phoenix), Beste Regie, Beste Filmmusik, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Ton, Bestes Kostümdesign, Bester Schnitt, Bestes Make-Up und beste Frisuren, Bester Tonschnitt

Meine Gewinn-Prognose: 2 Oscars. Joaquin Phoenix bekommt den Oscar als Bester Hauptdarsteller (wir brauchen nicht weiter diskutieren, dass das eine herausragende Performance war) und die Musik von Hildur Guðnadóttir wird die Auszeichnung in der Kategorie Beste Filmmusik holen (da bin ich relativ sicher).

– 5 –

Little Women

Regie: Greta Gerwig

Greta Gerwig hat einen fantastischen Job gemacht, Louisa May Alcotts Klassiker Little Women zu entstauben und die Figuren zu modernisieren, ohne dabei den Charme der Erzählung einzubüßen. Der Film zeigt deutlich, mit welchen Widrigkeiten und Erwartungen junge Frauen zur damaligen Zeit zu kämpfen hatten, spielt aber dabei nicht so viel den Moralapostel wie das Buch.
Sehr clever fand ich die Abkehr von der chronologischen Erzählweise und den Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen. Dass Protagonistin Jo im Film ein spannenderes Ende als im Buch verpasst bekommt (mehr wird nicht gespoilert), verleiht dem Ganzen noch den nötigen Pfiff und macht die Geschichte ansprechend für ein modernes Publikum. Man verließ das Kino mit einem guten, flauschigen Gefühl. Little Women ist witzig, romantisch und charmant – ein Film, den man sich wieder und wieder anschauen kann.

Nominiert für 6 Oscars: Bester Film, Beste Hauptdarstellerin (Saoirse Ronan), Beste Nebendarstellerin (Florence Pugh), Beste Filmmusik, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bestes Kostümdesign

Sidenote: Falls ihr es – wie ich – unverständlich findet, dass Greta Gerwig nicht für die Beste Regie nominiert wurde, empfehle ich euch diesen sehr informativen Artikel aus dem Time Magazine über Missachtung von Frauen in der Best Directing Kategorie: Klick *HIER*

Meine Gewinn-Prognose: 1 Oscar – für das beste Kostümdesign. Wir alle würden es Saoirse Ronan bei ihrer nunmehr vierten Nominierung natürlich mehr als gönnen, zu gewinnen. Aber die unangefochtene Favoritin in dieser Kategorie ist Renée Zellweger für ihre Performance im Film Judy. Aber hey: 4 Oscarnominierungen mit nur 25 Jahren? Wowza!
Es besteht auch noch eine gute Chance auf die Auszeichnung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch, aber ich denke, dieser Oscar wird eher an einen anderen Kandidaten auf dieser Liste gehen.

– 4 –

Once Upon a Time in Hollywood

Regie: Quentin Tarantino

Lang erwartet und für viele letztendlich eine Enttäuschung: Quentin Tarantinos Blick in die letzten Jahre der goldenen Ära Hollywoods. Ich bin für gewöhnlich kein riesiger Tarantino Fan, aber mich hat Once Upon a Time in Hollywood ziemlich überzeugt. Ich mochte die Verknüpfung der verschiedenen Erzählstränge. Vor allem aber mochte ich den kritischen Blick auf die Kunstwelt Hollywoods, in der man Darstellungen der Realität oft vergeblich sucht. Da hinein spielt auch die Geschichte der Manson Family Morde, die hier mit eingearbeitet wurde, aber ein ganz anderes Ende als in der Wirklichkeit nimmt. Ich glaube daher, dass man diesen Film nur wirklich erfassen kann, wenn man weiß, wie sich die diese schrecklichen Morde tatsächlich zugetragen haben. Ich für meinen Teil hatte am Ende echte Gänsehaut – und nicht nur wegen der gewalttätigen Szenen, die Tarantino sich hier bis ganz zum Schluss aufhebt (und bei denen ich mir die Augen zugehalten habe.)

Nominiert für 10 Oscars: Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch, Bester Hauptdarsteller (Leonardo DiCaprio), Bester Nebendarsteller (Brad Pitt), Beste Kamera, Bester Ton, Bestes Kostümdesign, Bestes Szenenbild, Bester Tonschnitt

Meine Oscarprognose: 1 Oscar. Ich denke, dass auch dieser Film – wie The Irishman und Joker – einer der Filme ist, die mit sehr vielen Nominierungen an den Start gehen und aber nicht besonders viele Preise mit nach Hause nehmen können. Brad Pitt hat mit seiner Darstellung des ruhigen und doch irgendwie bedrohlichen Stuntmans Cliff Booth aber die besten Chancen auf den Oscar in der Kategorie Bester Nebendarsteller.

– 3 –

Parasite

Regie: Bong Joon-ho

Ich bin wirklich froh, dass die Academy sich in der Kategorie Bester Film für internationale Beiträge geöffnet hat und sie nicht mehr in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film versauern lässt. Zumal die Oscarnominierung Parasite noch einmal einen schönen Box-Office Erfolg beschert haben dürfte, den der Film absolut verdient. Parasite war unglaublich stark darin, die Zuschauer:innen zu überraschen und durch eine ungewöhnliche Herangehensweise an ein Familien- und Klassendrama in den Bann zu ziehen. Die Geschichte um die Familie Kim, die sich nach und nach in den Haushalt der reichen Familie Park einschleicht, ist allein schon eine großartig erzählte und inszenierte Story. Aber dann kommt Bong Joon-ho in der Mitte des Films mit einer vollkommen unvorhergesehen Wendung um die Ecke, die noch eine weitere Schicht Drama und vor allem Spannung oben drauf legt. Parasite ist richtig, richtig gutes Kino – falls ihr den Film noch nicht gesehen habt, solltet ihr das schleunigst nachholen.

Nominiert für 6 Oscars: Bester Film, Beste Regie, Bester fremdsprachiger Film, Bestes Originaldrehbuch, Bestes Szenenbild, Bester Schnitt

Meine Gewinn-Prognose: 3 Oscars. Bester fremdsprachiger Film scheint sicher zu sein. Ich tippe außerdem auf Bester Schnitt und, für die großartig erzählte und originelle Story, auf einen Sieg in der Kategorie Bestes Originaldrehbuch.

– 2 –

Jojo Rabbit

Regie: Taika Waititi

Wie viele andere Kinder hat der junge Jojo einen imaginären Freund. Nur seiner ist kein blauer Elefant oder ein flauschiges Monster. Nein, es ist Adolf Hitler…
Anhand dieser kurzen Einführung merkt man vielleicht schon: Jojo Rabbit ist ein recht ungewöhnlicher Film. Ich musste ihn erstmal ein bisschen sacken lassen. Beim Zuschauen war ich an einigen Stellen nicht sicher, ob das, was ich hier gerade sehe, genial oder geschmacklos ist – z.B. Beatles Musik zu Aufnahmen von Menschen, die Hitler wie einen Popstar bejubeln. Mir ging es bei diesem Film wie vermutlich vielen anderen im deutschen Publikum. Ich fragte mich: Darf man das so machen? Und vor allem: Darf man darüber lachen?
Ja, darf man. Und ich denke auch, dass sich diese Fragen in anderen Ländern vielleicht gar nicht stellen würden.
Die Nazi-Satire zeigt einen unglaublich bizarren und spannenden Mix aus Tragik und Komik, bei dem Taika Waititis durchgeknallter Geist ganz deutlich durchscheint. Er versteht es absolut, die Zuschauer:innen durch Absurditäten und schnelle Wechsel zwischen Lachen und Luftanhalten zu fesseln. Jojo Rabbit ist ein sehr ungewöhnlicher, origineller, trauriger, aber gleichzeitig herzerwärmender Film, den es sich wirklich anzuschauen lohnt.

Nominiert für 6 Oscars: Bester Film, Beste Nebendarstellerin (Scarlett Johansson), Bestes adaptiertes Drehbuch, Bestes Kostümdesign, Bestes Szenenbild, Bester Schnitt.

Meine Gewinn-Prognose: 1 Oscar. Ich denke, der Film holt verdient den Award in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch. Auch wenn Greta Gerwig hier für Little Women auch gute Chancen hat, wird sich die Academy vermutlich für die ungewöhnlichere Story entscheiden.

– 1 –

1917

Regie: Sam Mendes

Das Kriegsdrama 1917 gilt als größter Oscarfavorit. Diesen Ruf verdient der Film, so finde ich zumindest, absolut zu Recht.
Der große Star von 1917 ist eindeutig die Kamera: Der Film ist ein One-Shot Movie, also ein Film, der wirkt, als wäre er in einer einzigen Einstellung gedreht. Das ist natürlich nicht der Fall, aber es ist unglaublich, was das Team um Regisseur Sam Mendes und Kameramann Roger Deakins da auf die Beine gestellt hat, um den Schein zu waren. Wie viel Arbeit und vor allem Planung in diesen Film geflossen ist, kann man beim Schauen schon erahnen. Aber es nimmt unglaubliche Ausmaße an, wenn man sich ein paar Behind The Scenes Beiträge anschaut. Filmteam und Schauspieler probten jeden Schritt, jeden Dialog, jede Bewegung monatelang, bevor überhaupt das Set gebaut werden konnte. Denn die Sets mussten genauso lang sein, wie die jeweilige Szene. Jede Bewegung, jeder Dialog der Schauspieler musste sitzen, alles war einstudiert wie bei einem Theaterstück. Es mussten außerdem Wege gefunden werden, um der Kamera die Fahrt durch die Schützengräben zu ermöglichen. Da der Film nicht mit künstlichen Lichtquellen arbeiten kann, weil bei den vielen 360 Grad Schwenks sonst vielleicht mal Scheinwerfer im Bild wäre, musste man zudem komplett mit natürlicher Beleuchtung und natürlichen Lichtquellen arbeiten. Das Ergebnis dieser minutiösen Planung ist bombastisch. Es lässt sich kaum in Worte fassen, welchen Sog und welche Wucht dieser Film dadurch entfaltet, dass die Kamera nie stillsteht. Es bleibt keine Zeit zum Durchatmen, zum Innehalten, zum Trauern – die Kamera fährt weiter, mit ihr werden die Figuren weitergezerrt oder angetrieben und werden wir als Zuschauer:innen fortgetragen. Es sind beeindruckende Bilder, mit denen dieser Film arbeitet, die noch lange, lange nach dem Schauen nachhallen. Ich habe so etwas noch NIE gesehen. Es war eines der beeindruckendsten Kinoerlebnisse, die ich jemals hatte – visuell und emotional. Mit weitem Abstand der beste Film des Jahres!

Nominiert für 10 Oscars: Bester Film, Bester Regie, Beste Filmmusik, Bestes Originaldrehbuch, Beste Kamera, Bester Ton, Beste visuelle Effekte, Bestes Szenenbild, Bestes Make-Up und Frisuren, Bester Tonschnitt

Meine Gewinn-Prognose: 6 Oscars. Beste Kamera (ich fress‘ einen Besen wenn Roger Deakins das Ding nicht gewinnt), Beste Regie (sonst fall ich vom Glauben ab), bestes Szenenbild (die Sets die gebaut wurden, sind einfach beeindruckend), Bester Ton und Bester Tonschnitt (diese beiden Kategorien gehen eigentlich immer an Kriegsfilme, sofern sie auf der Liste der Nominierten stehen) und zu guter Letzt: Bester Film. Ich zumindest drücke dafür alle verfügbaren Daumen.

Was meint ihr? Wer wird die Trophäe in der Königskategorie Bester Film mit nach Hause nehmen? Und welcher Film hat euch am besten gefallen? Verratet es mir in den Kommentaren 😊

There are 7 comments

  1. Wörter auf Reise

    1917 war echt unfassbar gut und ja Roger deakins hat seinen Oscar für die beste Kamera Arbeit sowas von drin. Bei Regie schwanke ich zwischen Mendes und bon Jon o glaubere aber das es das erstere wird. Parasite war mein absoluter Lieblingsfilm aus dem letzten Jahr, großartiger Film, großartiger genre mix und schade das dort die Schauspieler*innen übergangen wurden, aber es ist nun mal auf Amerika ausgelegt. Little woman habe ich bisher immer noch nicht gesehen, werde ich aber sofort ändern, wenn ich meine Grippe hinter mir habe. Das mit Greta gerwig stört mich ja immer noch. Bei Scriptnotes auf Spotify gibt es ein richtig interessantes Gespräch mit Greta gerwig über ihre Drehbuch und ihren Film. Eine sympathische und talentierte Frau und könnte mir hier ohne ihn gesehen zu haben auch das den Oscar für das beste adaptive Drehbuch vorstellen. The Irishman hat mich auch gelangweilt, the marriage story habe ich hingegen geliebt, ich fand es sehr emotional und man war richtig bei den Figuren dabei. Neben dem Drama gab es auch das richtige Gespür für witzige Momente. Ich fand den Einstieg des Films perfekt gewählt, das Ende passend und johansons Monolog packend. So genug geschwärmt, I’m sorry. Bei joker bin ich bei den Nominierungen ganz bei dir. Und yeah wenigstens bei Musik bekommt eine Frau ihren verdienten Oscar, wenn sie ihn nicht bekommen knüpfe ich mir die Jury vor. Once upon a time fand ich im Gegensatz zu einigen nicht langweilig und habe mich gut unterhalten gefühlt, fand da auch Leonardo dicaprio als Schauspieler der die besten seiner jahre hinter sich hat, echt gut. Aber wie du schon sagst, man braucht für den film den Hintergrund.

    Liebe Grüße

    Nadine

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  2. Marcel Michaelsen

    IRISHMAN: Toller Film. Ne halbe Stunde weniger hätte es aber auch getan. Das Problem mit den Bewegungen ist auch mein größter Kritikpunkt und ich verstehe immer noch nicht, warum man hier keine jungen Darsteller eingesetzt hat. Zeigt wieder mal eindrucksvoll, dass man nicht alle technischen Mittel nutzen sollte, nur weil sie einem zur Verfügung stehen.

    JOKER: Großartig, wenn auch sehr nach Blaupause abgehandelt. Der Film macht es sich da schon sehr einfach, indem er seinem Protagonisten möglichst jedes Desaster in die Fresse wirft, was dann eben reichen muss, um ihn zum Psycho zu machen. Ansonsten aber einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe und Phoenix wird hier zurecht ausgezeichnet werden.

    ONCE UPON BLAH BLAH: Ein Haufen Stückwerk ohne sichtliche Zusammenhänge oder zielführende Szenen. Nichts hat irgendeine Bewandnis für spätere Vorgänge. Einige nette Szenen, Leo top, Pitts Charakter die langweiligste Scheiße, die mir seit langem untergekommen ist (Oscar wird er trotzdem kriegen). Tarantinos schwächster Film. Mit Abstand.

    Den Rest habe ich nicht gesehen. Wirklich Interesse habe ich aber nur an PARASITE, der ja überall gut wegkommt. Nebenbei hoffe ich insgeheim, dass der den Besten Film holt, einfach um mal zu zeigen, dass es nicht immer Hollywood sein muss.

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  3. Nadine

    Deine Kritik bzw. Meinung war unglaublich interessant zu lesen. Leider habe ich aus verschiedenen Gründen keiner der Filme sehen können, aber ich habe jetzt nach deinem ausführlichen und ehrlichen Blogbeitrag mehr das Gefühl, Ahnung zu haben. Das mit 1917 klingt wirklich krass und ich bin sehr gespannt! 🙂 Allerdings finde ich es immer noch nicht gut, dass Frozen 2 nicht für best animated movie nominiert wurde….

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    1. Karo

      Danke Dir! (Und sorry für die späte Antwort!) Bei Frozen 2 war ich auch überrascht, dass der Film so übergangen wurde. Ich fand ihn zauberhaft und auch ehrlich gesagt besser als den ersten Teil und dachte nach dem Schauen: Der kriegt bestimmt wieder nen Oscar! Die Wege der Academy sind unergründlich…

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  4. seitenwandler

    Danke Karo für die großartige Zusammenfassung. 1917 fand ich auch unglaublich, werde mich jetzt nochmal über die Hintergründe/ Making off informieren. War mir gar nicht in dem Ausmaß bewusst. Toller Post!
    Liebe Grüße
    Isabel

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