Sagt mal… habt ihr eigentlich schon eure Briefe zum Nordpol abgeschickt? Nein? Dann wird es jetzt aber Zeit! Hinter Türchen Nummer 14 des Weihnachtsgeschichten Adventskalenders sieht man nämlich, was für schöne Antwortschreiben da zu Weihnachten zurückkommen könnten.
Letters from Father Christmas
Briefe vom Weihnachtsmann
von J.R.R. Tolkien
Als Kinder wurden wir in der Schule sicherlich alle einmal dazu verdonnert, einen Brief an den Weihnachtsmann zu schreiben. Die meisten von uns warten jedoch bis heute auf eine Antwort von Santa. Wahrlich nicht jeder kann von sich behaupten, in so reger Korrespondenz mit Santa Claus zu stehen wie Michael, John, Christopher und Priscilla Tolkien. Die Kinder des Herr der Ringe Autors, J.R.R. Tolkien konnten sich nämlich regelmäßig über Post vom Weihnachtsmann freuen. Hinter dem Weihnachtsmann – so viel dürfte klar sein, stand J.R.R. Tolkien selbst – wovon seine Kinder natürlich nichts wussten. Das Father in Father Christmas (so heißt der Weihnachtsmann in Großbritannien) bekommt da gleich eine ganz andere Bedeutung.
Über 22 Jahre hinweg erfreute er seinen Nachwuchs zur Weihnachtszeit mit illustrierten Briefen vom Nordpol – komplett mit Briefumschlag und Briefmarke, die Tolkien selbst designte. Darin berichten der Weihnachtsmann und manchmal sein Elfensekretär oder der „North Polar Bear“ von ihren Abenteuern und Erlebnissen. Die Briefe lagen oft den Weihnachtsgeschenken der Kinder bei oder wurden von „Father Christmas“ auf dem Kaminsims für sie zurückgelassen. Der erste Brief traf 1920 ein, als Tolkiens ältester Sohn, John, 3 Jahre alt und Michael noch ein Baby war.
Das Format – ein illustrierter Brief – blieb über die Jahre hinweg gleich, aber die Geschichten des Weihnachtsmanns wurden komplexer, als Tolkiens Söhne John und Michael älter wurden. Die ersten Geschichten sind süß und verhältnismäßig ruhig und berichten von den Weihnachtsvorbereitungen am Nordpol. Aber als die Jahre voran schritten, kamen mehr und mehr Charaktere hinzu und die Geschichten wurden komplexer. Manchmal schlugen sie sogar eine etwas düstere Wendung ein – so zum Beispiel ab 1932, als der Polarbär in einer, von Kobolden bevölkerten Höhle, verloren geht. In den Folgejahren tobt ein Krieg gegen die Kobolde am Nordpol, die schließlich besiegt werden. Vom Nordpol verbannt, würden diese sich nun allerdings auf der ganzen Welt verbreiten und vermehren, so berichtet ‚Father Christmas‘. Das spiegelt, so argumentieren einige, Tolkiens Sorge über den Aufstieg des Faschismus wider.
Als die „Zielgruppe“ aber in späteren Jahren hauptsächlich aus den jüngeren Kindern Priscilla und Christopher bestand, wurden die Geschichten allerdings wieder fröhlicher.
Die Briefe vom Weihnachtsmann, oder Letters from Father Christmas erschienen 1976 – drei Jahre nach Tolkiens Tod – unter dem Titel The Father Christmas Letters. Zusammengestellt wurde das Buch von Baillie Tolkien, Tolkiens Schwiegertochter.
Es ist wenig verwunderlich, dass die Sammlung von den Lesern und Leserinnen nach der Veröffentlichung mehr als positiv aufgenommen wurde. Es spricht so viel Liebe, Fleiß und vor allem Fantasie aus diesen kleinen Geschichten, dass sie nicht nur Kinder in Weihnachtsstimmung versetzen. Trotz der manchmal düsteren Töne ist Letters to Father Christmas ein Vergnügen für Leser aller Altersklassen. Jüngere Leser werden sich vor allem an den witzigen Abenteuern des Polarbären erfreuen, der die Briefe von Santa manchmal noch mit seiner eigenen Version der Geschichte ergänzt. Aber auch Erwachsene wird die fantastische Welt verzaubern, die Tolkien hier rund um Father Christmas geschaffen hat. Es ist beeindruckend, was Tolkien hier aus einer süßen Idee heraus entwickelt hat – es gibt sogar ein Kobold-Alphabet und ein paar Kostproben der Elfensprache. Die Briefe sind warmherzig, witzig, liebevoll und natürlich auch sehr persönlich – weswegen es fast wirkt, aus würde man bei Familie Tolkien durchs Wohnzimmerfenster schauen.
Letters from Father Christmas ist eine wunderschöne Art, sich die Wartezeit bis zum Weihnachtstag zu versüßen. Unglaublich fantasievoll und voller kurioser Ideen sind diese Briefe die perfekte Lektüre für die Weihnachtszeit.
P.S. Geständnis: Ich habe das Buch nicht gelesen…sondern als Hörbuch gehört. Es war ein sehr, sehr schönes Hörerlebnis mit tollen Stimmen (u.a. Derek Jacobi und John Moffatt) und süßer Musik. Ich war wirklich absolut verzaubert. Aber da ich neulich im Buchladen meines Vertrauens mal in das tatsächliche Buch gespäht habe, würde ich euch definitiv das empfehlen. Darin sind nämlich Bilder von den Originalbriefen abgedruckt und man kann die wirklich wunderschönen Illustrationen bewundern. Es lohnt sich!
Infos zum Buch:
Autor: J.R.R. Tolkien
Herausgeber: Baillie Tolkien
Englisch: Letters From Father Christmas (Harper-Collins, ISBN 978-0007463374)
Deutsch: Briefe vom Weihnachtsmann (Klett-Cotta, Übersetzung: Anja Hegemann, ISBN 978-3608960365)
Ja! Das lohnt sich! Seid wir mit Kindern Weihnachten feiern, wird an Heiligabend eine Geschichte, wenn die Kinder brav waren und lieb den Papa fragten auch Mal zwei, vorgelesen, bis das Glöckchen ertönt. Auch mit den größer werdenden Kindern wurde das bei behalten.
Soweit ich weiß, waren diese illustrierten Briefgeschichten Geschenke an seine Kinder, in Zeiten, wo Tolkien auch einfach nicht so viel Geld hatte. Wunderschön!
Liebe Grüße
Nina
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Guten Morgen!
Ein toller Tipp! Vielleicht organisiere ich das Buch gleich diese Woche- Nicht nur für mich: auch zum Verschenken! 😊
VVN (auch das Harry-Potter-Türchen neulich „musste“ ich einfach liken ❤)
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Hey wie cool! Freut mich, dass ich dir Lust aufs Buch machen konnte 🙂 Liebe Grüße!
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Oh ja, die Briefe von Tolkien sind für mich immer eine ideale Einstimmung auf die Weihnachtszeit 🙂
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Ach ja, ich weiß noch, als meine Schwester und ich jedes Jahr einen Brief an das Christkind geschrieben haben. Und das warten, bis die Briefe dann von der Fensterbank verschwunden waren. Gerne würde ich noch mal mit solcher Begeisterung einen Brief schreiben.
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Oh Gott, wie süß! Hat euch das Christkind mal zurückgeschrieben?
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Hallo!
Ich habe schon vieles von Tolkien gelesen, aber dieses Buch noch nicht. Aber du machst mir richtig Lust da jetzt mal reinzuschauen. 🙂
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Diana
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Gerne! Es lohnt sich wirklich – so viel Liebe und Fantasie in einem kleinen Buch!
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