„Warum tun wir, was wir tun?“: Interview mit Blogbuster Kandidatin Martina Berscheid

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Die Spannung steigt! Der nächste Meilenstein für den diesjährigen Blogbuster-Preis bahnt sich an. Die Blogger:innen haben ihre Favoriten und Favoritinnen gewählt. Nun ist die Fachjury am Zug. Am 8. Juni gibt sie die 3 Kandidat:innen für die Shortlist bekannt. Wir stecken also mitten in einem Europe Song: It’s the final countdown.

Ich war in diesem Jahr Teil der Bloggerjury und habe Martina Berscheid mit ihrem Roman Die Klassenkameradin ins Rennen geschickt. Warum ich mich für dieses Manuskript entschieden habe, das könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Nun heißt es warten – und natürlich Daumen drücken. Um aber auch den anderen Fingern eine kleine Beschäftigung zu geben, habe ich hier ein kleines Interview mit Martina getippt. Lest darin, wie sie zum Schreiben kam, warum sie zweifelnde Charaktere liebt und wer ihren Roman unbedingt lesen sollte.

MartinaBerscheid

Blogbuster Longlist Kandidatin Martina Berscheid

Liebe Martina, erzähl uns ein bisschen von dir. Wie kamst du zum Schreiben?

Bücher und Geschichten gehören für mich seit meiner frühesten Kindheit zum Leben; ich bin in einem kleinen Ort in der Nähe von Kaiserslautern in einer Familie Lesebegeisterter aufgewachsen. Als Achtjährige habe ich selbst erste Geschichten in Schulhefte geschrieben, mit 15 habe ich einen Fantasy-Roman angefangen, aber leider nie beendet.
Studiert habe ich dann Biologie und auch mein Diplom gemacht, aber am Ende des Studiums schon gewusst, dass ich etwas mit Sprache machen will. Ich bin dann in den Journalismus-Bereich geschwenkt und habe in einem Software-Unternehmen im Marketing-Team PR-Team Texte geschrieben. Der Wunsch, Fiktion zu schreiben, hat dabei immer in mir geschwelt.

Vor 16 Jahren war bei mir beruflich und privat einiges im Umbruch und da habe ich angefangen literarisch zu schreiben. Seither bin ich „infiziert“- ein Leben ohne Schreiben kann ich mir nicht mehr vorstellen.
Ansonsten bin ich gerne draußen, liebe die Natur und Hunde. Auf Spaziergängen kommen mir auch oft die besten Ideen, Metaphern und Vergleiche oder die Erkenntnis, wie es mit der Handlung weitergeht, wenn ich mal feststecke.

Hast du Vorbilder? Autoren und Autorinnen die du bewunderst?

Ja, es gibt AutorInnen, die ich bewundere. Früher war das vor allem Elizabeth George, ihre Krimis um Lynley und Havers habe ich verschlungen, und ich finde, dass sie es wirklich meisterlich versteht, Handlung psychologisch ausgefeilt und spannend aufzubauen.
Heute finde ich Juli Zeh fantastisch, ich mag ihre Sprache, ihre Figurenzeichnung, ihre Bücher regen sehr zum Nachdenken an. Herausragend finde ich auch Mareike Fallwickl, sie hat einen ganz eigenen, außergewöhnlichen Stil, ich habe ihre beiden Bücher verschlungen.

Erzähl uns von „Die Klassenkameradin“. Worum geht es in dem Buch und was hat dich dazu gebracht, genau diese Geschichte auf’s Papier zu bringen?

Im Zentrum von „Die Klassenkameradin“ steht Eva, deren Leben von ihrem überfürsorglichen Ehemann, dem dementen Vater und einem Job in der Dorfkneipe bestimmt wird – und das sie anödet. Auf einem Klassentreffen sieht sie ihre ehemalige Mitschülerin Agnès wieder, die mit ihrer Unabhängigkeit und Lebenslust eine unwiderstehliche Faszination auf Eva ausübt. Als Eva während Agnès’ Geschäftsreise deren Wohnung hütet, kopiert sie als „Vivian“ ihren Lebensstil. Dann bricht Agnès plötzlich den Kontakt ab, Evas Ehe bröckelt, sie erwacht mit einem Blackout in einem Hotelzimmer. Als auch noch ein Unbekannter auftaucht und sie bedroht, erweist sich ihr neuer Bekannter Kai als echter Freund.

Das Buch behandelt für mich wichtige Themen: Da ist erst einmal die Frage nach Selbst-/ Fremdbestimmung. Warum tun wir, was wir tun? Wer oder was hindert uns daran, aus einem unglücklich machenden Trott auszubrechen? Welchen Weg will ich gehen?
Damit meine ich nicht, dass man dem Egoismus frönen soll, sondern dass Abhängigkeiten von anderen Menschen, Ansprüchen, Lebensumständen oder Ängsten unglücklich machen können.
Weitere Themen sind Freundschaft und die Faszination des schönen Scheins. Dass man von manchen Menschen begeistert ist, ihnen vertraut, sich dann aber andere in Krisenzeiten als die wahren Freunde zeigen. In Evas Geschichte konnte ich diese Themen wunderbar miteinander verbinden und zu einer spannenden Geschichte verknüpfen.

Wusstest du schon von Anfang an, wie die Geschichte enden wird, oder hat sich das erst beim Schreiben ergeben?

Eigentlich ja. Es kamen während des Schreibens noch ein paar Details hinzu, aber prinzipiell wusste ich, wie Evas Geschichte enden würde.

Deine Protagonistin, Eva, ist eine Figur, die zweifelt und ihren Weg erst noch finden muss. Als Leserin liebe ich solche Charaktere. Was reizt dich daran als Autorin, eine solche Figur in den Mittelpunkt der Erzählung zu stellen?

Da geht es mir wie Dir 😉 Ich liebe die Zweifelnden, die Außenseiter, die auf den ersten Blick Langweiligen. Die Schrägen, die Eigenbrötler, Figuren mit Ticks. Die scheinbar Gebrochenen, deren Stärke sich dann doch noch zeigt. Ich mag es, zuzuschauen, wie sie sich entwickeln und Stück für Stück die Vielschichtigkeit dieser Figuren freizulegen, ihre verborgenen Seiten, ihre Abgründe und Geheimnisse.

Hattest du beim Schreiben eine spezielle Zielgruppe für deinen Roman im Kopf? Wer sollte unbedingt „Die Klassenkameradin“ lesen?

Zwar stehen zwei starke Frauenfiguren im Zentrum der Geschichte, und ich glaube auch, dass sich einige Frauen darin wiederfinden werden. Dennoch sehe ich „Die Klassenkameradin“ als Buch, das sich an beiderlei Geschlechter richtet. Den Roman sollte unbedingt lesen, wer eine spannende Handlung mag, interessante Figuren liebt und sich gerne mit ihnen identifiziert.

Ganz zum Schluss: Was macht „Die Klassenkameradin“ zu etwas Besonderem und wieso sollte sich die Jury für dein Manuskript entscheiden?
„Die Klassenkameradin“ ist ein Roman abseits des Mainstreams mit starken, vielschichtigen Figuren, die die LeserInnen nicht mehr loslassen. Er trifft den Zeitgeist. Er schafft es, Emotionen zu wecken und einen Sog zu erzeugen. Und er besitzt eine eindrucksvolle, bildhafte Sprache (was meine Testleserinnen mir attestiert haben ;-)). All dies sollte die Jury überzeugen.

Zugegeben, die letzte Frage war ein bisschen fies – wer lobt sich schon gern selbst? Aber als Leserin kann ich nur bestätigen, was Martina sagt. Die Klassenkameradin hat mich überzeugt. Nun wird sich zeigen, ob die Fachjury sich ebenfalls so mitreißen lässt. Meine Daumen sind fest gedrückt!

Mehr zum Blogbuster Preis, inklusive Leseproben und Infos zu den Longlist Kandidat:innen, findet ihr auf der Blogbuster-Webseite. Schaut euch doch mal um – es gibt Spannendes zu entdecken.


P.S. Wie du mir, so ich dir 😉 Martina hat mich auf ihrer Facebook-Seite interviewt. Darin plaudere ich ein bisschen über Bücher, die ich liebe, und warum mich Die Klassenkameradin so angesprochen hat. Schaut auch da mal vorbei, wenn ihr mögt: KLICK

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